0 0,00*
Mischa Meier

Geschichte der Völkerwanderung

Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr.

EPUB sofort downloaden
Downloads sind nur in Italien möglich!


Produktdetails

Verlag
C.H.Beck
Erschienen
2021
Sprache
Deutsch
Seiten
1536
Infos
1536 Seiten
mit 40 Abbildungen und 38 Karten
ISBN
978-3-406-77813-1

Kurztext / Annotation

Byzanz, 29. Juli 626 - vor den Toren der prächtigsten Stadt Europas und Asiens hat der Khagan der Awaren 80.000 Krieger zusammengezogen und verlangt ihre bedingungslose Übergabe. Für die Menschen in der Metropole steht fest, dass das Ende aller Zeiten gekommen ist und die Mächte der Finsternis das apokalyptische Heer von Gog vor ihre Stadt geführt haben.
Wie oft Menschen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert n. Chr. solch tödliche Furcht vor herandrängenden Heeren fremder Völker empfunden haben, zeigt Mischa Meier in seiner magistralen Darstellung der Völkerwanderungszeit. Sie beinhaltet die Geschichte des späten Imperium Romanum sowie die Geschichten der nachrömischen Herrschaftsbild ungen im Westen, jene des frühen Byzantinischen Reiches, aber auch die des frühen islamischen Kalifats bis zum Ende der Umayyadenzeit (750). Reich an Informationen, stets verständlich und spannend zu lesen, führt sie den Leser von der europäischen und nordafrikanischen Atlantikküste bis zu den zentralasiatischen Knotenpunkten der Seidenstraße, nach Nordindien und zum Hindukusch, von Skandinavien und Britannien im Norden bis nach Arabien im Süden. Sie macht vertraut mit den dramatischen Ereignissen dieser Zeit und den damit einhergehenden tiefgreifenden Wandlungsprozessen. Ein wahres Opus magnum, das erstmals eine vollständige Geschichte der Epoche bietet.

Mischa Meier lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er ist ein international renommierter Fachmann für die Übergangszeit der Spätantike zum Frühmittelalter. 2021 erhielt er den WISSEN!-Sachbuchpreis der wbg für sein Buch "Geschichte der Völkerwanderung".

Textauszug

KAPITEL I

'Völkerwanderung': Forschungsobjekt und Darstellungsproblem

1.1

Barbaren vor Konstantinopel und Rom

1.1.1

Konstantinopel 626: Ein Wunder am Bosporus

Abb. 1  Konstantinopel, Teilstück der Theodosianischen Stadtmauer

Angst hielt die Bevölkerung der Kaiserresidenz umklammert, als sie unter dem warmen Licht der hochsommerlichen Morgensonne erwachte. Der flimmernde Glanz ihrer Strahlen brachte die frisch polierten Rüstungen einer unübersehbaren Kriegerschar zum Funkeln, die der Khagan, der Herrscher über die Awaren, an jenem Tag entlang der wuchtigen Befestigungsanlagen hatte aufmarschieren lassen. Eine grandiose Inszenierung brannte sich in die Augen der furchtsam staunenden Betrachter ein; sie sollte auch die letzten Zweifler von der Überlegenheit der awarischen Streitkräfte überzeugen. Mit diesem Unternehmen bewies der Khagan Mut. Nie zuvor war es einem barbarischen Heerführer in den Sinn gekommen, Konstantinopel frontal zu attackieren. Nie zuvor war die Metropole am Bosporus, nie zuvor das römisch-byzantinische Reich einer solch existenziellen Bedrohung ausgesetzt gewesen. Nie zuvor auch waren sämtliche Anstrengungen römischer Diplomatie und Kriegführung derart wirkungslos verpufft. Doch jener Tag, der 29. Juli des Jahres 626, sollte alles verändern. Nun hatte der Khagan - wir kennen seinen Namen nicht - sich also tatsächlich vor dem gewaltigen Mauerwerk aufgebaut und stieß martialische Drohungen aus, deren Inhalte die eingeschüchterte Besatzung hinter den Zinnen erschauern lassen mussten. Man nannte ihn den «Sohn der Finsternis», einen «Hund» oder «das barbarische Tier», aber auch diese Herabwürdigungen hatten nicht verhindern können, dass der Khagan seinen Ankündigungen Taten folgen ließ: Mit angeblich 80.000 Kriegern (vielleicht waren es tatsächlich etwas weniger, aber diese Zahl verrät zumindest einiges darüber, wie man die von ihnen ausgehende Bedrohung wahrnahm) stand er vor der Metropole und verlangte nur eines: ihre bedingungslose Übergabe. Einzig die hochragenden theodosianischen Landmauern standen jetzt noch zwischen der Stadtbevölkerung und einem drohenden Massaker. Einst zum Schutz gegen Goten und Hunnen errichtet und im Jahr 413 unter Kaiser Theodosios II. vollendet, zog sich die imposante Defensivkonstruktion über etwa 6,5 Kilometer vom Marmarameer nach Norden bis zum Goldenen Horn und sicherte so die einzige Landflanke der Kaiserstadt, der auf den übrigen drei Seiten das Meer zuverlässigen Schutz gewährte - eine einzigartige strategische Lage, die Konstantinopel nahezu uneinnehmbar machte. Aber würde das Bollwerk tatsächlich standhalten, nun, da sich vor den Toren die furchteinflößende Streitmacht des Awaren-Khagans versammelt hatte? «Wilde Völker, deren Leben der Krieg ist», überschwemmten jetzt das Vorfeld der Mauern, ihre Scharen erstreckten sich «von Meer zu Meer» und mussten geradezu, wie ein Augenzeuge ergriffen festhält, die Assoziation eines unmittelbar bevorstehenden Weltendes evozieren; die vom Khagan mobilisierten Horden - das war eindeutig das apokalyptische Gog! Militärisch konnten die Byzantiner diesem Gegner, der möglicherweise den Lauf der irdischen Welt vollenden sollte, nicht beikommen, das wusste jeder in der Stadt; angeblich standen jeweils 100 Barbarenkrieger gegen einen Verteidiger. Und der Kaiser selbst war nicht vor Ort! Herakleios war tief in das Reich der persischen Sasaniden eingedrungen, um jene Gebiete zurückzuerringen, die im zweiten Jahrzehnt des 7. Jahrhunderts an sie gefallen waren. Weit entfernt fochten seine Armeen - zu weit, um Konstantinopel rechtzeitig Entsatz leisten zu können. Entsprechend gedrückt war die Stimmung. Andererseits wusste man aber auch: Konstantinopel war die Stadt Gottes, die Stadt Mari

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet