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Christian Schüle

In der Kampfzone

Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung

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Produktdetails

Verlag
Penguin Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
304
Infos
304 Seiten
ISBN
978-3-641-23730-1

Kurztext / Annotation

Wider die emotionale Mobilmachung in Politik und Gesellschaft
Im Jahr 2019: Statt 70 Jahre Frieden, Wohlstand und Sicherheit zu feiern, befindet sich die Bundesrepublik in einer Art Ausnahmezustand. Spätestens seit der Ankunft massenweise geflüchteter Migranten wird die Zerrissenheit unserer Gesellschaft deutlich sichtbar. Gültige Übereinkünfte stehen plötzlich infrage, es regieren Instinkte, Stimmungen und Emotionen. Mit dem Blick des politischen Philosophen durchdringt Christian Schüle die typisch deutschen Muster, die der neuen Erregungsspirale zugrunde liegen. »In der Kampfzone« ist ein provozierend-anregender Aufruf zu Vernunft, Einigkeit und Recht und Freiheit.

Christian Schüle, geboren 1970, ist Philosoph, freier Autor und Publizist. Er schrieb für National Geographic und GEO; seine Essays, Feuilletons und Reportagen erscheinen u. a. in ZEIT, mare, Deutschlandfunk und Bayerischer Rundfunk und wurden vielfach ausgezeichnet. Seit 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Er hat eine Reihe viel diskutierter und markanter Debattenbücher zu aktuellen Themen veröffentlicht, von »Deutschlandvermessung« bis zuletzt »In der Kampfzone: Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung«. Wenn er nicht in der Welt unterwegs ist, lebt er in Hamburg und München.

Textauszug

Prolog

Dieses Buch ist das Ergebnis einer Verstörung. Und zugleich ein Versuch über Versöhnung. Über Einigkeit und Recht und Freiheit in einer Zeit, da auch in Deutschland Niedertracht, Beleidigung und Ehrabschneiderei zur handelsüblichen Währung der Auseinandersetzung geworden sind.

Ich wende mich im Folgenden auf manchmal schamlos zugespitzte, manchmal arglos übertriebene, immer aber unbestechliche Weise gegen Hyper- und Doppelmoral, Hysterie und Hybris, Panik und Panikmache und die Widersprüche eines reaktionären Widerstands von allen Seiten auf allen Seiten. In respektvoller Rage rechne ich offen oder implizit mit Parteien, Politikern, Intellektuellen, Ideologen, Rechten, Linken und all jenen ab, die es sich im Schoß der geerbten Demokratie allzu leicht machen; die das Kapital des sozialen Friedens verspielen und von der Freiheit profitieren, deren Verletzung sie ungerührt hinnehmen; die in einer Ära atemloser Gehetztheit schnappatmend gegen alles hetzen, was ihren Selbstwert infrage stellen könnte; die keine Lösung wollen, sondern Erlösung; die Respekt einfordern, ihn aber selbst nicht gewähren.

Im siebzigsten Jahr ihres Bestehens ist die Bundesrepublik zur Kampfzone geworden - politisch, kulturell und sozial. Auf die Entfremdung zwischen Politik und Bürger, auf die rücksichtslose Polemik durch Hassprediger und Gesinnungsapostel jeglicher Dogmatik und die rhetorische Dammbruchtechnik bürgerlicher Radikalität war niemand vorbereitet - weder die gerne diffamierten Eliten noch die sogenannten Etablierten, weder der öffentliche Geist noch Medien aller Arten. Zweifelsohne fällt der Beginn der Kampfzone mit Aufstieg und Selbstartikulation der AfD zusammen, wenngleich sie nicht die alleinige Ursache der Kampfzone ist, die als solche erstens jenseits dieser Partei zu denken ist und deren Entstehungsgeschichte zweitens weit länger zurückreicht.

Im Reiz-Reaktions-Schema von Parteien und Politikern auf Stil, Statements, Parolen und Programmatik der Alternative für Deutschland, den Kameradschaftsbrüdern und Gesinnungsgenossen mit nationalistischen Kalibern, wird die Kampfzone nun deutlich sicht- und spürbar. Die AfD ist Ausdruck wie Profiteurin eines Paradigmenwechsels und Symptom einer Dysfunktionalität, die alle anderen - Politiker und zivilgesellschaftliche Akteure - dazu zwingt, sich zwischen Unter- und Überschätzung der prozentual beliebtesten Oppositionspartei und ihrer Repräsentanten verhalten zu müssen. Dies in nur vier Jahren geschafft zu haben, kann man wirkmächtig nennen; die Trophäe des durchmarschierenden Aufsteigers im Clubheim der Republik ist der AfD nicht streitig zu machen.

Die Kampfzone ist bestimmt von einem horizontalen Kampf (links gegen rechts), einem vertikalen Kampf (unten gegen oben) und einem metaphysischen Kampf (liberal gegen ideologisch). In diesem Buch geht es um Wesen und Variationen dieser Kämpfe. In den Blick genommen werden die vergangenen vier Jahre, seit Angela Merkel am 4. September 2015 in Erwartung einer Masse geflüchteter Menschen im Wimpernschlag eines welthistorischen Moments beschloss, die deutschen Grenzen nicht zu schließen und damit einer bereits abgeschlagenen AfD nolens volens das politische Feld aufs Neue zu öffnen. Dieses Datum markiert symbolisch den Beginn der Kampfzonenzeit, und seither geht es um die Codes der zivilgesellschaftlichen Selbstverständigung.

Obwohl Widerstand und Protest bekanntlich eine weit länger zurückliegende Geschichte haben - von 1968 bis zu den Ostermärschen gegen Atomkraft und für den Frieden seit Ende der 1970er- bis in die 1980er-Jahre - wurden die Umrisse der Kampfzone D zum ersten Mal 2010 deutlich, als mit dem Verdruss des Normalbürgers über Fremdbestimmung, Missachtung und Arroganz die öffentliche Erregung einsetzte und der Wutbürger geboren war. Er, der wütende Bürger in Stuttgart, der ohne ideologischen Spin gegen den gigantischen Verkehrs- und Städtebauplan e

Beschreibung für Leser

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