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Produktdetails

Verlag
Heyne Verlag
Simon & Schuster
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
352
Infos
352 Seiten
ISBN
978-3-641-24204-6

Kurztext / Annotation

Vor fünf Jahren wurde der hoch angesehene Dr. Martin Bell in seiner Auffahrt erschossen. Der Täter blieb unbekannt. Nun bitten Martins verzweifelte Eltern Laurie Moran um Hilfe: Sie soll die psychisch labile Witwe, die sie für die Schuldige halten, ihrer gerechten Strafe zuführen. Laurie gräbt sich immer tiefer in die erschütternden Zusammenhänge und bemerkt dabei gar nicht, dass sie selbst ins Visier eines Stalkers geraten ist. Eines Stalkers, dessen Hass auf sie keine Grenzen zu kennen scheint.

Mary Higgins Clark (1927-2020), geboren in New York, lebte und arbeitete in Saddle River, New Jersey. Sie zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren weltweit. Ihre große Stärke waren ausgefeilte und raffinierte Plots und die stimmige Psychologie ihrer Heldinnen. Mit ihren Büchern führte Mary Higgins Clark regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten an. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den begehrten Edgar Award. Zuletzt bei Heyne erschienen: »Denn du gehörst mir«.

Textauszug

3

Konferenzraum B«, wie Grace ihn bezeichnet hatte, trug mittlerweile offiziell den Namen »Bernard B. Holder Konferenzraum«. Studiochef Brett Young hatte ihn nach Holders Pensionierung im Jahr davor so getauft. Holder, noch länger im Studio beschäftigt als Brett selbst, hatte so unterschiedliche Kategorien wie Soaps, politische Enthüllungsstorys und ein Reality-TV-Format geleitet, das mit der Realität nicht mehr viel zu tun gehabt hatte.

Grace allerdings bezeichnete den Raum nach wie vor mit seinem alten Namen. Wie oft hatte Laurie Bernie für seine anzüglichen Witze, die oft auf Graces Kosten gegangen waren, zurechtweisen wollen, aber Grace hatte immer nur ein höfliches Lächeln für ihn übrig gehabt. »Ich werde noch lange nach ihm da sein«, hatte sie dann gesagt. Und genau so war es gekommen.

Laurie hörte schon die lauten Stimmen von drinnen, als sie sich der Tür näherte. Kurz hielt sie inne. Die Frau sprach davon, das Vergangene hinter sich zu lassen und zum Wohle der Kinder endlich Frieden zu finden. »Ich sehe es nicht gern, wenn der Name der Familie in den Schmutz gezogen wird.«

Ihr Mann war deutlicher zu verstehen. Er klang verbittert und wütend. »Es interessiert mich nicht die Bohne, was mit dem Namen der Familie geschieht. Sie hat unseren Sohn umgebracht.«

Ein paar Sekunden wartete Laurie noch, bevor sie den Raum betrat. Mrs. Bell richtete sich auf ihrem Stuhl auf, ihr Mann schien bereits gestanden zu haben.

Laurie stellte sich als die Produzentin von Unter Verdacht vor.

»Dr. Robert Bell.« Sein Händedruck war fest, aber kurz.

Die Hand der Frau war kaum zu spüren. »Nennen Sie mich Cynthia«, sagte sie leise.

Laurie sah, dass Grace bereits die Gastgeberin gespielt hatte. Beide hielten Pappbecher mit einer Kartonmanschette zum Schutz vor der heißen Flüssigkeit in der Hand.

»Meine Assistentin hat mir gesagt, Sie seien schon sehr früh hier gewesen.«

Dr. Bell sah sie mit eisigem Blick an. »Um ehrlich zu sein, Ms. Moran, wir haben angenommen, dass nur so ein Treffen mit Ihnen zustande kommt.«

Es war nicht zu übersehen, dass mindestens einer der beiden ihr gegenüber feindselig eingestellt war. Sie hatte keine Ahnung, aus welchem Grund. Sie wusste nur: Robert und Cynthia Bell hatten ihr einziges Kind durch Mord verloren, und das hieß, dass sie, Laurie, um jeden Preis freundlich zu ihnen sein wollte.

»Bitte nennen Sie mich Laurie. Und, Dr. Bell, nehmen Sie doch bitte Platz und machen Sie es sich bequem.« Sie deutete auf den leeren Stuhl gleich neben seiner Frau. Er sah sie argwöhnisch an, aber Laurie verstand es, andere so zu behandeln, damit sie sich entspannten. Sie spürte fast, wie sein Blutdruck sank, als er sich auf dem ledernen Konferenzstuhl niederließ. »Ich nehme an, Sie sind wegen Ihres Sohnes hier. Ich bin mit dem Fall vertraut.«

»Natürlich«, erwiderte Dr. Bell barsch, was ihm einen missbilligenden Blick seiner Frau eintrug. »Entschuldigen Sie. Ich gehe davon aus, dass Sie eine viel beschäftigte Frau sind. Aber ich hoffe, Sie kennen wenigstens den Namen meines Sohnes und die Umstände seines schrecklichen Todes. Immerhin haben wir Sie kontaktiert. Wir haben das Schreiben an Sie selbst verfasst, jedes Wort davon stammt von uns gemeinsam.« Er griff nach der Hand seiner Frau. »Es war nicht leicht, wissen Sie, erneut von dem fürchterlichen Abend zu erzählen. Wir haben unseren Sohn identifizieren müssen. So war das eigentlich nicht vorgesehen, dass wir die nächste Generation überleben.«

»Jahrelang haben wir keine Kinder bekommen«, sagte nun Cynthia. »Wir dachten schon, es würde nicht mehr passieren. Und dann, als ich schon vierzig war, wurde er geboren. Für uns grenzte es an ein Wunder.«

Laurie nickte, sagte aber nichts. Zuhören und Schweigen war oft das Beste, was sie für die Hinterbliebenen eines Mordopfers tun konnte, wie sie auch aus eigener

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