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Theodor Fontane

Wundersame Frauen

Weibliche Lebensbilder aus den «Wanderungen durch die Mark Brandenburg»

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Produktdetails

Verlag
Manesse Verlag
Erschienen
2019
Sprache
Deutsch
Seiten
192
Infos
192 Seiten
ISBN
978-3-641-25405-6

Kurztext / Annotation

Weibliche Lebensentwürfe von besonderer Faszination
Dieser Auswahlband entfaltet ein faszinierendes Panorama von Frauengestalten, denen Fontane auf seinen Wanderungen in der Mark Brandenburg begegnete. Ein Buch, das Lust macht, diesen bekannten Klassiker neu zu lesen.

Als Land der «tüchtigen Kerle» stellte Theodor Fontane die Mark Brandenburg in seinen «Wanderungen» vor. Seine Frauenporträts, ein illustrer Reigen weiblicher Lebensentwürfe aus der Zeit zwischen 1707 und 1873, wurden hingegen bis heute wenig beachtet. Neben der populären Königin Luise, der als «Prinzessin Goldhaar» bekannten Gräfin Karoline de La Roche-Aymon und den beiden Geliebten des Kronprinzen Friedrich, der «schönen Sabine» und Louise von Wreech, skizzierte Fontane auch Frauen aus dem Volk: etwa die Schauspielerin Rachel Félix oder die legendäre Kaffeehausbetreiberin Elisabeth Friedrich auf der Pfaueninsel.

Die Herausgeber haben elf originelle Porträts aus den «Wanderungen» zusammengestellt. In ihren begleitenden Kommentaren würdigen sie die Leistungen dieser märkischen Frauen und verraten darüber hinaus so manches, was der Autor verschwieg.

Theodor Fontane (1819-1898) wurde als Spross einer in Preußen heimisch gewordenen Hugenottenfamilie in Neuruppin geboren. Der Vater war Apotheker, und auch Fontane selbst ließ sich 1836 bis 1840 in Berlin zum Apotheker ausbilden. 1849 gab er seinen Apothekerberuf jedoch auf und arbeitete mit Unterbrechung bis 1859 als freier Mitarbeiter im Büro eines Ministeriums. Von 1855 bis 1859 lebte er in England als Berichterstatter für die »Preußische Zeitung«; anschließend war er zehn Jahre lang Redakteur bei der Berliner »Kreuz-Zeitung«, schließlich 1870-1889 Theaterkritiker bei der »Vossischen Zeitung«. 1876 wurde er außerdem Sekretär der Akademie der Künste Berlin. Seinen ersten Roman »Vor dem Sturm« veröffentlichte er erst im Alter von 59 Jahren, war dann aber bis ins hohe Alter überaus produktiv.
Theodor Fontane gilt als bedeutendster deutscher Romancier zwischen Goethe und Thomas Mann.

Textauszug

Frau Friedrich

Herr Friedrich saß auf Sanssouci,

Den Krückstock, den vergaß er nie;

Frau Friedrich findet's à propos

Und sagt: «ich mach' es ebenso.»

Demoiselle Rachel ist hinüber, Frau Friedrich lebt noch. Ihre goldene Hochzeit liegt hinter ihr, sie steht vor ihrer diamantnen. Funfzig Jahre Inselherrschaft haben ihren Namen an den Namen dieses stillen Eilands gekettet. Und welche Herrschaft! Das absoluteste «Car tel est notre plaisir»10, hier hat es seine Stätte.

Aber wer ist Frau Friedrich? In Potsdam kennt sie jeder; jeder hat ihr gehuldigt, jeder, wenn er auf der Insel landete, hat ihr einen allerfreundlichsten Guten Tag geboten und nach ihren Mienen gesehen, um zu wissen, ob gutes oder schlechtes Wetter sei. Das Schicksal ganzer Landpartien hing an dem Zwinkern dieser Augen; ein heitres Blinzeln bedeutete den besten Kaffee, eine einzige Krähenpfote strich einen Nachmittag aus dem Leben harmloser Mitmenschen und warf sie der Enttäuschung, unter Umständen dem Hunger, in die Arme. Frau Friedrich war eine Macht. Sie ist es noch. Aber noch einmal, wer ist Frau Friedrich?

Sie ist die Frau des gleichnamigen Maschinenmeisters. In einem früheren Abschnitt dieses Pfaueninsel-Kapitels haben wir erzählt, dass um 1822 ein Wasserwerk angelegt wurde, das, zunächst ein großes Reservoir speisend, mit Hülfe dieses die Aufgabe hatte, die sandigen Stellen der Insel zu bewässern und fruchtbar zu machen. Dieses Wasserwerk nun bedurfte einer Maschine und die Maschine wiederum eines Maschinenmeisters, wozu ein junger Straßburger Mechaniker, ein Düftelgenie, einer aus der großen Familie der Perpetuum-mobile-Erfinder, ausersehen wurde. Er hieß Friedrich und bekleidete bis zu seiner Ernennung zum Pfaueninsel-Maschinenmeister das Amt eines Maschinisten und Versenkungskünstlers am Königstädtischen Theater. Wie er zu diesem Amt gekommen, was ihn überhaupt an Spree und Havel gekettet und seinem «o Straßburg» ungetreu gemacht hatte, darüber sind nur noch Vermutungen gestattet, die aber schwerlich weit vom Ziele treffen, wenn sie die Lösung des Rätsels in einer quicken, von Lenzen oder Havelberg nach Berlin verzogenen Prignitzerin suchen, die schon damals die wenigstens partielle Eroberung des Elsass anstrebte. Und, wie sich von selbst versteht, mit Erfolg. Die märkischen Mädchen setzen durch, was sie wollen, und halten fest, was sie haben. Zumal die Fremden erliegen ihrer Zauberkunst. Los ist noch keiner gekommen. Ein neues Kapitel für die Dämonologie.

Wenn es nun je einen Elsasser gab, der einer Prignitzerin von allem Anbeginn an rettungslos verfallen war, so war es unser Freund Friedrich; in kürzester Frist waren die bindenden Worte gesprochen, die Ringe getauscht, und nachdem er noch eine kurze Zeit lang am Königstädtischen Theater gedonnert und geblitzt hatte, intervenierte plötzlich die mehrerwähnte Dampfmaschine und hob eines Tages nicht nur sechstausend Tonnen Wasser in das Reservoir hinein, sondern auch noch unsern Theatermaschinisten samt Frau in das Maschinenmeisterhaus auf der Pfaueninsel. Da setzte sie beide nieder und da sitzen sie noch. Da sitzen sie in einem gelben Hause, am Hügelabhang, unter Pfeifenkraut und Geißblattlauben, da sitzen sie seit nahezu fünfzig Jahren, erst mit Kindern, dann mit Enkeln, zuletzt mit Urenkeln gesegnet, und wiewohl als echte Inselbewohner unbekümmert um die Vorgänge des Kontinents, haben sie doch die Potentaten des Festlandes, die großen und die kleinen, ihrerseits empfangen und in langer Reihe an ihrem Hause und ihrer Gartenbank vorüberziehen sehn. Gute, glückliche Leute, loyal und frei. Da liegt's. Auf einer ganz eminenten Freiheit, die sich sonderbarerweise auf dem Beschränkungsparagraphen: «Wirts- und Kaffeehäuser sind

Beschreibung für Leser

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