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Die Urkraft der Göttin
Anton Grabner-Haider

Die Urkraft der Göttin

Weibliche Lebenswerte in Religion, Kultur und Gesellschaft

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Produktdetails

Verlag
Verlagshaus Hernals
Erschienen
2012
Sprache
Deutsch
Seiten
150
Infos
150 Seiten
21 cm x 14.8 cm
ab 16 Jahre
ISBN
978-3-902744-14-2

Hauptbeschreibung

Die Frühzeit der Kulturen war von der Idee einer großen Göttin geprägt, sie war die „Urmutter“ des Lebens und der weibliche „Urgrund“ des Kosmos. Im Laufe der Entwicklung wurde die große Göttin der Fruchtbarkeit und der Erotik von den männlichen Göttern der Herrschaft und des Krieges verdrängt. Mit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts haben für viele Menschen diese Gottesbilder an Plausibilität und Zustimmung verloren.

Anton Grabner-Haider zeigt, wie eine von weiblichen Werten und Lebensformen geprägte Religion und Spiritualität aussehen kann. Er weist auf die Vielfalt religiöser Erfahrungen und auf den beginnenden Dialog der Religionen und der Kulturen hin.

Darüber hinaus erhalten die LeserInnen Anregungen zur Gestaltung neuer Riten.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort. 7
Einleitung. 9
1. WARUM ÜBERHAUPT RELIGION?. 13
Naturalismus oder Religion?. 13
Die Physik und das Göttliche. 15
Die Vielfalt der Bilder. 18
2. DIE ANFÄNGE DER RELIGION. 23
Spuren des mythischen Weltbildes. 23
Spuren des Göttlichen. 25
Erfahrungen des Unverfügbaren. 28
Die vielen Göttinnen und Götter. 32
Die späte Dominanz der männlichen Götter 34
3. DIE GROSSE GÖTTIN. 37
Urbilder des Weiblichen. 37
Die hellen und die dunklen Seiten. 40
Spuren im Alten Orient. 44
Griechische Göttinnen. 47
Die römischen Göttinnen.50
Alteuropäische Göttinnen. 54
Die christliche Maria.57
4. DIE VIELEN GÖTTER. 61
Männliche Götter der Griechen und Römer.61
Alteuropäische Götter.65
Die göttlichen Paare. 67
Die göttlichen Töchter. 68
Die göttlichen Söhne. 70
5. DIE ERFAHRUNG DES GÖTTLICHEN. 73
Das Größere und Stärkere. 73
Übersetzung in heutige Lebenswelten. 75
Die Urkraft des Weiblichen. 77
Die Wiederkehr der großen Göttin. 79
Die neue Rolle der Männer.87
Neuinterpretation christlicher Lehren.90
6. SPIRITUALITÄT UND LEBENSFORM.97
Neue Gestalten des Göttlichen.97
Ziele des gelingenden Lebens. 101
Neue religiöse Lebensformen.103
Entstehen neuer Mythen. 106
Das kreative Spiel der Geschlechter.108
7. NEUE RITEN DES LEBENS. 111
Intentionen von Riten.111
Riten der Lebensphasen. 113
Riten des sozialen Lebens. 120
Riten des Alltags. 125
Riten der Sexualität. 128
8. WENN DIE GÖTTIN WIEDERKEHRT. 137
Der Weggang der Göttin. 137
Die Wiederkehr des Weiblichen. 139
Freude am sinnlichen Leben. 141
Kultur des dauerhaften Friedens. 143
Weiterführende Literatur. 145

Einführung oder Vorwort

Vorwort
Was hat die Wiederkehr der Göttin mit weiblichen Lebenswerten in der
Religion, der Kultur, der Politik und der Gesellschaft zu tun? Vielleicht mehr,
als es auf den ersten Blick scheinen mag. Denn patriarchale Gesellschaften
hatten nicht nur lange Zeit die Frauen abgewertet, sie hatten auch die großen
Göttinnen aus dem Himmel vertrieben. Übrig geblieben sind dort die strengen
männlichen Götter der Herrschaft und des Krieges. Doch in den letzten Jahrzehnten
sind diese Götter in den westlichen Gesellschaften stark abgebröckelt,
sie haben an Plausibilität und Zustimmung verloren.
Aber was sind „Götter“? Sie sind in den Vorstellungen der Menschen die
unverfügbaren Kräfte des Lebens, die größeren, die stärkeren, die anrufbaren
Mächte im Kosmos. Nun spiegeln alle Götter immer die Lebenswelt der
Menschen, die an sie glauben, die Menschen projizieren ihre Selbstbilder in
den „Himmel“. Doch sie sind starke Symbole für das Unverfügbare und Geheimnisvolle,
für das Allumfassende und Ewige. Nun können wir diese Symbole
auch in einer von den Naturwissenschaften geprägten Lebenswelt verwenden,
wir können in abgestufter Intensität an sie glauben. Denn auch in
unserem Leben bleiben die Kräfte des Unverfügbaren und des Nichtwissbaren.
In der Frühzeit der Kulturen war in der Vorstellung der Menschen die
große Göttin dominant, sie war die „Urmutter“ des Lebens und der weibliche
„Urgrund“ des Kosmos. Alle Menschen wurden und werden von Frauen geboren.
Im Lauf der Entwicklung wurde die große Göttin der Fruchtbarkeit
und der sexuellen Liebe von den männlichen Göttern der Herrschaft und des
Krieges verdrängt. Mit den Katastrophen des 20. Jh. sind für viele Menschen
diese Gottesbilder aber zusammengebrochen, sie haben ihren Grenznutzen
erreicht.
Seit dieser Zeit sind uns in der westlichen Welt umfassende kulturelle und
politische Lernprozesse gelungen. Frauen haben sich stärker in die Politik und
Kultur eingemischt, so wurden weibliche Lebenswerte verbreitet und eingewurzelt:

Solidarität mit den Schwächeren, Hilfe für Arme, Versöhnung der
Feinde, Erhaltung des Friedens. Gleichzeitig sind die alten männlichen Werte
in den Hintergrund getreten und deutlich verblasst: Mut und Tapferkeit, blinder
Gehorsam, die Herrschaft des Stärkeren, die Eroberung fremden Länder.
Mit der breiten Akzeptanz der allgemeinen Menschenrechte, der Demokratie
und des Rechtsstaates sind vor allem weibliche Lebenswerte in unserer
Kapiteltitel
h_urkraft_der_goettin 24.01.2012 19:30 Uhr Seite 7
Kultur zum Leben gekommen. Symbolisch gesprochen können wir sagen, dass
die große Göttin in vielen kleinen Schritten wieder in unsere westliche Lebenswelt
zurückkehrt: im Bereich der Erziehung und der Bildung, im Bereich der
Kultur und der Kunst, auch im Bereich der Spiritualität und der Religion.
Freilich ist die katholische Religion weitgehend noch ein Reservat für patriarchale
Männer, doch für kritische Zeitgenossen wird sie dadurch immer
mehr zu einem „Religionsmuseum“.
Das Buch will zeigen, wie eine von weiblichen Werten und Lebensformen
geprägte Religion und Spiritualität aussehen kann. Es weist auf die Vielfalt
religiöser Erfahrungen und auf den beginnenden Dialog der Religionen und
der Kulturen hin. Konkret gibt es Anregungen zur Gestaltung neuer Riten des
Lebens, der Lebensphasen und des Alltags, auch von Riten der Sexualität.
Denn wenn die große Göttin in unser Bewusstsein zurückkehrt, dann verändert
sich unsere Lebenswelt. Denn dann wird es möglich, weibliche Werte
der Lebensentfaltung in vielen Bereichen der Gesellschaft zu verwirklichen.
Im Dialog der Kulturen beginnen wir, weibliche Lebenswerte global zu vernetzen
und sie auch von anderen Kulturen zu lernen. Heute zeigt uns die große
Göttin zum einen ihr lachendes und zum andern ihr weinendes Gesicht. Unter
ihrem Blick ist unsere Lebenswelt deutlich friedvoller und solidarischer geworden,
als sie es bisher war.

Über den AutorIn

Univ.-Prof. Dr. Anton Grabner-Haider, geboren 1940 in Pöllau (Österreich). Studium der Theologie und Philosophie in Graz, Tübingen, Bonn, Münster und Wien. Professor für Religionsphilosophie an der Universität Graz. Autor von mehr als vierzig Büchern, die in neun Sprachen übersetzt wurden. Grabner-Haider engagiert sich im Dialog der Kulturen, in der kritischen Kulturwissenschaft und in der Philosophischen Lebensberatung.