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Am Leben - Notarzt im RettungshubschrauberOverlay E-Book Reader
Tino Lorenz

Am Leben - Notarzt im Rettungshubschrauber

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Produktdetails

Verlag
Heller Verlag
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
280
Infos
280 Seiten
ISBN
978-3-929403-51-0

Kurztext / Annotation

Mehrfach täglich donnert ein Rettungshubschrauber über unsere Köpfe hinweg. Wir haben uns schon fast daran gewöhnt. Oft fragen wir uns, zu welchem schweren Verkehrsunfall oder welchem tragischen Schicksal dieses hoch spezialisierte Team gerade unterwegs ist? Welchen Patienten sie wohl an Bord haben? Ob sie gerade um sein Leben kämpfen? Dr. Tino Lorenz beschreibt nicht nur medizinisch korrekt und mit chirurgischer Präzision den Ablauf verschiedenartigster Notarzteinsätze mit dem Rettungshubschrauber, sondern durchleuchtet auch mit hoher Sensibilität die Gedanken und Gefühle der Patienten, der Unfallopfer, der Angehörigen, der Hubschrauberbesatzung und des Klinikpersonals. Dabei wird der scharfe Kontrast zwischen schwersten physischen und psychischen Belastungen im Einsatz, Leerlaufzeiten, Familienleben, sozialen Kontakten und eigenen Bedürfnissen deutlich. Ein Buch, das tief unter die Haut geht!

Dr. Tino Lorenz, geboren 1962 in Dresden, lebt heute in Liegau-Augustusbad. Medizinstudium 1984-1990 an der Charité Berlin und der Medizinischen Akademie Dresden. Anschließend Facharztausbildung in den Krankenhäusern Heidenau und Dresden-Friedrichstadt. Seit 1990 als Notarzt tätig, seit 1995 Notarzt in der Luftrettung. 1997 Facharzt für Chirurgie. Abschluss Sportmedizin 2005, Facharzt für Allgemeinmedizin 2005, seit 2006 mit eigener Praxis in Dresden, Teamarzt Fußball SG Dynamo Dresden seit 2006, Teamarzt DSC Volleyball Damen seit 2012.

Textauszug

3. Grenzfälle

Auf dem Rückflug zur Basis hänge ich meinen Gedanken nach.

Dort unten, am Rand der Dresdener Heide, bin ich zu Hause, in einem kleinen gemütlichen Haus mit großem Garten, unweit der von uns häufig benutzten Flugroute von Dresden in Richtung Bautzen gelegen. Vor einigen Jahren haben wir das Leben in der Hektik der Großstadt Dresden aufgegeben, sind hierher aufs Land gezogen, dem ländlichen Flair, der Ruhe und nicht zuletzt meinen großelterlichen Wurzeln folgend.

Östlich, am Flughafen Dresden-Klotzsche entlang, hinweg über Langebrück, einen Waldstreifen kreuzend, liegt es, umringt von hohen Kiefern und Birken, deren Blätterdach den Blick aus der Luft zum Haus nur eingeschränkt freigibt. Das ziegelrote Dach leuchtet markant zwischen dem Grün der Blätter, die Sonne spiegelt sich in der wetterfesten, typisch silberfarbenen US-Mailbox an der Gartentür. Eigentlich sollen diese Art von Briefkästen, der Aufstellanleitung folgend, mindestens fünfzig Meter vor dem Haus platziert werden, um quasi das Gefühl zu haben, zur Mailbox über die halbe »Farm« laufen zu müssen. Mir bleibt, mich mit siebenunddreißig Metern zufriedenzugeben. Auch kann ich von hier oben nicht erkennen, ob die zum Kasten gehörende rote »Hallo-die-Post-war-da-und-hat-was-mitgebracht-Fahne« aufrecht steht und von angekommenen Briefen und Zeitschriften kündet.

Zunächst sich an den Dächern der Nachbarhäuser in der kleinen Siedlung orientierend, kann man erst direkt im Überflug einen Blick erhaschen, erkennen, ob jemand zu Hause ist. Manchmal, am Wochenende, grüßen uns die in den Gärten sitzenden Nachbarn, die meist wissen, dass der »Doktor« da gerade vorüberfliegt, wieder mal im Dienst ist.

Dieses Stückchen Land ist mein Refugium, mein Zuhause - der Ort, an dem Seele und Verstand, Kopf und Bauch vereint sind. Hier empfinde ich wie nirgendwo anders das Gefühl von Heimat, von Geborgenheit und Ruhe.

Nirgendwo sonst erscheinen mir die Wiesen so grün, die endlosen Sonnenblumenfelder so leuchtend. Nirgendwo sonst genieße ich die Urgemütlichkeit bei einem Glas Wein am knisternden Kamin.

Leider bin ich viel zu selten hier und wenn, dann meist viel zu müde, um noch im Wald zu spazieren oder die wild wachsenden Früchte von allerlei Beerensorten und Pilze im Garten zu ernten. Dies erledigen dann oft die Vögel. Heruntergefallene Äpfel werden spätestens im Winter von hungrigen Rehen vertilgt.

Wie gut, dass es sich um ein Waldgrundstück handelt. Die meist viel zu hohe Wiese, wuchernden Sträucher, schief wachsenden Bäume - im Garten eines standardgerechten »Häusle-Besitzers« hierzulande undenkbar - deklariere ich, eher zur Beruhigung einiger weniger »Wehe-es-liegt-ein-Blatt-auf-meinem-Golfrasen«-Nachbarn als zu meiner eigenen, als »naturbelassen-urwüchsig«.

Die berühmt-berüchtigten »Chirurgendienste« lassen mich fast die Hälfte der Tage des Jahres in der Klinik übernachten. So bleibt in einem Leben auf der Überholspur und meist am Limit also wenig Zeit, über die Rätsel des Lebens nachzudenken. Ich bin überzeugt, lösen kann man sie eh nicht, maximal vielleicht buchstabieren, bestenfalls hinterfragen.

Dieses Fleckchen Erde hier benötige ich aber auch zum Auftanken, körperlich und mental. Dabei ist mein persönliches Tai Chi, meine fünf Tibeter, die Quelle der Kraft schier endloses Laufen im Wald, das Genießen der Stille, der Natur. Am liebsten jogge ich dann quer durch die Dresdener Heide, etwa acht Kilometer bis hin zu einem kleinen Stausee, nicht viel größer als ein herkömmlicher Dorfteich und ebenso von Entengrütze überwuchert. Hier am Ufer habe ich in meiner Kindheit oft mit dem Großvater gesessen, seinen Geschichten gelauscht, die Ehrfurcht vor jeder kreuchenden und fleuchenden Kreatur erlernt. Die uns Kinder über alles liebenden und natürlich über alle Maßen verwöhnenden Großeltern wohnten damals in einem kleinen beschaulichen Dorf am anderen Ende des Waldgebietes.

Es liegt

Beschreibung für Leser

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Über den AutorIn

Dr. Tino Lorenz, geboren 1962 in Dresden, lebt heute in Liegau-Augustusbad. Medizinstudium 1984-1990 an der Charité Berlin und der Medizinischen Akademie Dresden. Anschließend Facharztausbildung in den Krankenhäusern Heidenau und Dresden-Friedrichstadt. Seit 1990 als Notarzt tätig, seit 1995 Notarzt in der Luftrettung. 1997 Facharzt für Chirurgie. Abschluss Sportmedizin 2005, Facharzt für Allgemeinmedizin 2005, Teamarzt 1. FC Dynamo Dresden 2006, seit 2006 mit eigener Praxis in Dresden.